Mit dem Wissen, dass ein „normales“ Donauhochwasser in den nächsten Tagen in Zwentendorf eintreffen wird, wurde am Freitagnachmittag, dem 13. September 2024, das Wasserlager des AFKDO Atzenbrugg am Holzplatz in Zwentendorf geräumt und vier Zillen für etwaige Einsätze vorbereitet. Um alle Feuerwehren der Gemeinde auf denselben Wissensstand zu bringen, fand am Samstag, den 14. September um 10:00 Uhr eine Lagebesprechung im Rathaus Zwentendorf statt, an der alle Kommandanten, die Bürgermeisterin und die Gemeinde teilnahmen. Hierbei wurde beschlossen, dass am Nachmittag der Hochwasserschutzdamm in Zwentendorf durch die Feuerwehr Zwentendorf geschlossen wird. Parallel dazu füllten alle anderen Gemeindefeuerwehren vorsorglich rund 6.000 Sandsäcke .
Nachdem der Hochwasserschutzdamm geschlossen war, wurden die ersten Einsätze von der Alarmzentrale an die Feuerwehr Zwentendorf weitergegeben. Es mussten bereits einige Keller und Kanalschächte ausgepumpt werden. Durch den anhaltenden Sturm kamen weitere Sturmeinsätze hinzu, bei denen hauptsächlich Bäume gesichert oder entfernt wurden. Am Samstagabend, um ca. 21:00 Uhr, konnten alle laufenden Einsätze beendet werden. Während der internen Einsatznachbesprechung im Feuerwehrhaus Zwentendorf kam die Anfrage des BFÜST Tulln und im weiteren Verlauf die Alarmierung zu einem KHD-Einsatz in die Messehalle nach Tulln. Aufgrund der Schadenslagen in Sieghartskirchen mussten mehrere Tausend Sandsäcke gefüllt und dorthin entsendet werden. Um ca. 02:00 Uhr nachts konnte die Mannschaft von Zwentendorf wieder ins Feuerwehrhaus einrücken. Nach nur einer Stunde wurde die Feuerwehr Zwentendorf erneut zu einem Wassereintritt in Zwentendorf alarmiert.
Am Sonntag, den 15. September, musste die Feuerwehr Zwentendorf bereits um 06:00 Uhr zu einem weiteren Einsatz in Zwentendorf ausrücken. Im Anschluss an diesen wurden alle Feuerwehren der Gemeinde um 06:30 Uhr zum Hochwassereinsatz nach Kaindorf alarmiert. Hier wurden aufgrund des Wasserstandes des Bärndorfer-Grabens mehrere Sicherungsarbeiten durchgeführt.
Mit der Information, dass der Perschlingdamm im Bereich von Rust gebrochen ist, änderte sich die Lage für die Gemeinde Zwentendorf dramatisch. Nun bestand die unmittelbare Gefahr durch das Wasser nicht mehr von der Donau, sondern von der Perschling, da durch den Dammbruch enorme Wassermassen von Richtung des Golfplatzes auf Zwentendorf zukamen. Daher wurde von allen Feuerwehren, gemeinsam mit ansässigen Firmen und Landwirten, in der Nacht von Sonntag auf Montag unter widrigsten Umständen von Neu-Dürnrohr Richtung Moosbierbaum ein Sandwall auf der Landesstraße gebaut, um ein weiteres Vordringen des Wassers Richtung Dürnrohr zu verhindern.
Während dieser Maßnahmen kam die nächste Meldung: Das Wasser war am Kraftwerksgelände Dürnrohr angelangt und verteilte sich rasend schnell. Bei der Erkundung gemeinsam mit der Bürgermeisterin stellte sich heraus, dass das Wasser bereits auf der Kraftwerkstraße Richtung Norden aus dem Kraftwerksgelände drang. Nun musste der Entschluss gefasst werden, die Bevölkerung zu warnen. Daher wurde in Dürnrohr, Erpersdorf und Kleinschönbichl die Zivilschutz-Warnung ausgelöst und die Bevölkerung mittels Lautsprecherdurchsagen informiert. Um den Schaden durch das Wasser in den Ortschaften Erpersdorf und Kleinschönbichl so gering wie möglich zu halten, wurden gezielt mehrere Abläufe in die Donau geschaffen. In Kleinschönbichl wurde zudem ein Sandsackwall auf der Hauptstraße errichtet, ein weiterer in Erpersdorf entlang der Kraftwerkstraße und in Pischelsdorf entlang der Perschling. Leider waren zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Keller durch das Wasser geflutet und beschädigt.
Am Montagabend, den 16. September, wurde die nächste Meldung übermittelt: Eine weitere Welle würde in den nächsten Stunden auf uns treffen. Durch diese Meldung musste nun auch in den betroffenen Ortschaften Erpersdorf, Kleinschönbichl, Dürnrohr und Pischelsdorf der Zivilschutz-Alarm ausgelöst werden. Schneller als gedacht traf diese Welle in der Gemeinde Zwentendorf ein und überflutete schlagartig ganz Kleinschönbichl und weite Teile von Erpersdorf. Kurz darauf konnte auch das Stromnetz nicht mehr aufrechterhalten werden. Um das Feuerwehrhaus als Anlaufstelle für die Bevölkerung zu sichern, wurde dieses mittels Stromerzeuger notversorgt. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht rückte die Feuerwehr Zwentendorf zur Unterstützung der Feuerwehr Erpersdorf bei der Evakuierung der betroffenen Bevölkerung mit Zillen aus. So konnten gemeinsam rund 40 Personen und 5 Tiere aus ihren Häusern gerettet werden.
Um die örtlich betroffenen Einsatzleiter und Kommandanten bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten, übernahm die Feuerwehr Zwentendorf die Kommunikation mit dem BFÜST und die Organisation von überörtlichen Einheiten (KHD-Züge, Großpumpen, usw.). Zudem wurden diverse Einsätze wie z.B. Sturmschäden, Schadstoffeinsätze und Tierrettungen im Gemeindegebiet durch die Feuerwehr Zwentendorf abgearbeitet, um auch hier die hochwasserbetroffenen Feuerwehren zu unterstützen.
Während der täglichen Lagebesprechung aller eingesetzten Feuerwehren und der Bürgermeisterin wurde am Nachmittag des 19. September 2024 um 17:00 Uhr ein Großeinsatz S3 im Kraftwerksgelände ausgelöst. Durch alle freiwilligen Feuerwehren konnte gemeinsam mit den Betriebsfeuerwehren ein größerer Umweltschaden verhindert werden. Dieser Einsatz konnte nach rund 6 Stunden beendet werden.
Ab Samstagfrüh konzentrierten sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr Zwentendorf auf den Abfluss des Hochwassers, was mit dem Rückgang des Pegels der Donau erst jetzt möglich war. Der Hochwasserschutzdamm in Zwentendorf wurde wieder abgebaut und mit mehreren Großpumpen das Wasser in die Donau gepumpt. Zudem wurde am Freitag bereits damit begonnen, diverse verschlammte Straßen zu reinigen. Während der laufenden Tätigkeiten wurde im Bereich des Atomkraftwerks eine Fahrzeugbergung durchgeführt. Nach Beendigung aller Arbeiten konnten sich alle Einsatzkräfte im Feuerwehrhaus stärken. Doch die Ruhe hielt nicht lange an: Um 20:52 Uhr wurden die Feuerwehren Zwentendorf, Bärndorf und Altenwörth zu einem B1 BMA-Brand in das Donaukraftwerk Altenwörth alarmiert. Glücklicherweise stellte sich bei der Erkundung heraus, dass es sich um einen Fehlalarm handelte.
In den folgenden Tagen wurden diverse Aufräum- und Reinigungsarbeiten sowie Auspumparbeiten abgewickelt. Beispielsweise wurde im Sozialzentrum Zwentendorf der Aufzugsschacht leer gepumpt, um diesen wieder in Betrieb nehmen zu können. Nach 12 Tagen ununterbrochenem Einsatz konnte die Feuerwehr Zwentendorf am Abend des 24. September 2024 den Hochwassereinsatz beenden. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle weiteren Einsätze wieder wie gewohnt abgearbeitet.
Ein großes Dankeschön an all unsere Betriebe, Gaststätten und die Bevölkerung, die uns während des gesamten Hochwassereinsatzes mit Getränken und Essen im Feuerwehrhaus versorgt haben. Ein weiterer Dank gilt der Gmoakuchl, die auch bei der Verpflegung aller Einsatzkräfte in der Gemeinde großartige Leistungen erbracht hat. Einen besonderen Dank möchten wir an Wolfgang Grießler richten, der vom Anfang bis zum Schluss mit allen seinen Geräten zur Verfügung stand, egal wann und wo man ihn brauchte.
Auf diesem Weg möchten wir uns außerdem bei allen ansässigen Betrieben, der Gemeinde, allen Feuerwehren, der Bevölkerung und bei unserer Bürgermeisterin für die hervorragende Zusammenarbeit in dieser Krisensituation bedanken.