Nachruf EBR Walter Kettinger

Große Trauer herrscht bei den Feuerwehren im Bezirk Tulln nach dem Ableben von Ehrenbrandrat Walter Kettinger. Der allseits beliebte Funktionär ist am Sonntag, dem 29. November 2015 im 81. Lebensjahr im Krankenhaus verstorben, wo er seine letzten Lebenswochen verbringen musste. Mit dem Tod von Kettinger geht für das Feuerwehrwesen in Kirchberg am Wagram eine Ära zu Ende, die maßgeblich von ihm mit geprägt wurde.
Walter Kettinger wurde am 2. Oktober in 1934 in eine erfolgreiche Sägewerker- und Zimmererfamilie hineingeboren. Bereits seit den Gründungstagen der Freiwilligen Feuerwehr Kirchberg im Jahre 1887 hatten sein Großvater und sein Vater hier ihren Dienst im Feuerwehrwesen versehen. Walter Kettinger trat der Feuerwehr Kirchberg in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg am 1. Jänner 1953 bei. Die Feuerwehr sollte neben seinem Unternehmen, der Familie und der Gemeindepolitik zu seinem Lebensinhalt werden.

Bereits 1965 taucht der Name Walter Kettinger an bedeutender Stelle in den Annalen der Feuerwehrgeschichte auf, als er zum Bezirksfeuerwehrrat des Sprengels 6, Kirchberg, gewählt wurde. Auch nach der Umfirmierung des damaligen „Feuerwehrbezirkes Kirchberg“ als Abschnitt Kirchberg sollte Kettinger als Unterabschnittskommandant bis 1996 in derselben Funktion bleiben. 1976 stieg er schließlich zum Abschnittskommandant-Stellvertreter unter Franz Berthiller auf, ehe er 1986 für zehn Jahre das Amt des Abschnittskommandanten und damit die Führung aller Feuerwehren im nördlichen Bezirk Tulln übernahm. In seiner Heimatfeuerwehr in Kirchberg am Wagram war Walter Kettinger daneben lange Zeit als Kommandantstellvertreter im Amt. Auch politisch war er aktiv und übte 18 Jahre lang die Funktion des Vizebürgermeisters der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram aus.


Es fällt schwer, alle Funktionen und Leistungen von Walter Kettinger vollständig in den Geschichtsbüchern des Feuerwehrwesens im Abschnitt Kirchberg auszuheben und aufzuzählen. Immer würde man in der Zeitspanne von mehr als 60 Jahren engagiertem Feuerwehrdienst etwas vergessen. Viel wichtiger ist aber ohnehin, dass Walter Kettinger Zeit seines Lebens das Idealbild eines Feuerwehrfunktionärs darstellte. Allseits beliebt und hoch geachtet, auf jeder Versammlung gerne gesehen, keiner Diskussion abgeneigt, aber im entscheidenden Moment auch bestimmt und sehr zielstrebig – so trat „der Walter“, wie ihn alle nannten, auf. So manche Herausforderung und so mancher Konflikt wurde zu später (oder auch zu früher) Stunde bei einem Glas Wein zur Zufriedenheit aller gelöst. Auf sein Wort und seine Meinung wurde auch nach dem Ende der offiziellen Amtstätigkeit viel gegeben.
Für viele jüngere Kameraden stand Walter Kettinger nicht zuletzt für die „gute, alte Zeit“ in der Feuerwehr, als der gesunde Menschenverstand noch über den Paragraphen stand. Im Mittelpunkt seines Strebens standen die Weiterentwicklung der Feuerwehren und die Bewältigung von Herausforderungen. Bis zuletzt schaffte es Kettinger mit Erzählungen über lange vergangene Einsätze, aber auch über legendäre Verhandlungen in den Gaststuben und Presshäusern der Region zu begeistern. Er brauchte keinen Dienstgrad, um Autorität auszustrahlen. Seine vertrauensvolle und echt kameradschaftliche Art genügten um ihn zu einem großen Feuerwehrmann zu machen.
Als Träger zahlreicher hoher Auszeichnung des Landes Niederösterreich und des Bundesfeuerwehrverbandes gehört Walter Kettinger zu den höchst dekorierten Kameraden des Bezirkes Tulln. So bekam er im Laufe seines Lebens sowohl das Verdienstzeichen 1. Klasse des NÖ Landesfeuerwehrverbandes, als auch des Bundesfeuerwehrverbandes überreicht. Vom Landeshauptmann wurde er mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich geehrt. Mit seinem Tod verliert das Feuerwehrwesen nicht nur einen großen Kameraden, sondern auch einen großen Menschen, der den Generationen nach ihm als leuchtendes Vorbild und Motivation dienen wird.


Text: Stefan Nimmervoll, Foto: Jürgen Pistracher